Meine Reise nach Nairobi in Kenya beginnt und ich freue mich auf einen Volonteer Einsatz als supernurse in einem Spital in Kenya. Zuerst muss ich aber noch meine Packliste und too-do Liste abarbeiten.
Als Supernurse habe ich mir in Auftrag genommen den Alltag vom Spital in Nairobi zu verstehen und mitzuerleben. Die Arbeitstechnik wird bestimmt ganz anders als in der Schweiz. Ein gemeinsamer Austausch bzgl. Arbeitstechnik wird sicher spannend. Der grösste Wunsch ist es eine Geburt zu sehen.
Zürich
Nairobi
Ein Touristenvisum ist problemlos übers Internet zu bestellen, funktioniert effizient und unkompliziert. Das wichtigste ist kein Arbeitsvisum zu erstellen. Impfausweis umbedingt auch einpacken. Covid ist kein Thema mehr und deshalb braucht es auch kein Zertifikat.
Ein Besuch beim Tropenarzt ist unumgänglich. Die Gelbfieberimpfung ist zwingend notwendig für Kenya - zum Glück hatte ich diese schon. Trotzdem ging ich nochmals zum Tropenarzt wegen der Malariaprophylaxe. Einmal den Impfausweis auf den Tisch gelegt und schon hatte ich 2 Impfungen im Arm - Tollwut und Starrkrampf mussten aufgefrischt werden. Die Malariaprophylaxe ist in Tablettenform und muss bereits vor Einreise ins Land eingenommen werden, während dem Aufenthalt und 7 Tage danach.
Sobald man das Visum für Kenya erhalten hat, erhält man auch regelmässige Mails über die Einreisebestimmungen in Kenya. Sowie auch über die aktuelle Lage im Land bzgl. Kriminalität, Naturkatastrophen und Politik. Ich würde überladen mit Mails bezüglich Überschwemmung in Nairobi einige Tage vor meiner Einreise. Ein kurzes Whats-App zur Kontaktperson in Nairboi gab mir die Sicherheit, dass keine Gefahr wegen der Überschwemmung für mich besteht und ich einreisen kann.
Da ich noch die letzten Tage vor der Abreise Nachtdienst hatte, war mir wichtig meinen Tag-Nacht-Rhythmus wieder schnell zu ändern. Ebenfalls brauchte ich eine Packliste und to-do Liste um nichts zu vergessen. Da ich nicht alleine wohne, musste ich bzgl. meiner Wohnungssituation nichts erledigen,
In meinem Rucksack waren auf jeden Fall Gummistiefel und eine Regenjacke. Im Mai ist Regensaison in Kenya. Man weiss nie wann der Platzregen kommt und überflutete Strassen trifft man oft an. Ansonsten habe ich mir Kleider eingepackt, mein Notfallverbandsset und Medikamente, Geschenke für die Gastfamilie und natürlich auch Flipflops und Bikini für ein Ausflug an den Strand.
Am meisten freue ich mich darauf eine neue Kultur kennen zu lernen und im lokalen Leben der Gastfamilie teilhaben zu dürfen. Auch freue ich mich darauf die Arbeitsstruktur im Spital zu erkundigen. Ebenfalls nimmt es mich wunder, wie mein jetziges Bild, meine Gedanken, meine Vorurteile von Kenya sich mit der Realität von Kenya widerspiegelt oder verändert.
Angst kenne ich nicht, ich lasse mich immer auf neue Situationen ein und glaube an das Gute. Deshalb bin ich nur etwas nervös vor der neuen Herausforderung. Eine gute Portion Respekt im Gepäck schadet jedoch nicht.
Das Abenteuer als Supernurse stelle ich mir mit viel Action und unstrukturiert vor. Bereits auf meiner sieben monatigen Weltreise bemerkte ich, wie viel Struktur in der Schweiz ist und wie auch ich strukturiert bin. Ausserhalb von Europa kennt man das meistens nicht mehr. Auch hat mir meine dazumalige Dozentin im Studium erzählt, dass in Afrika die Patienten im Spital häufig auf dem Boden liegen und einfach zu viel arbeit für so wenig Personal vorhanden ist und jeder macht was er will.
Der erste Flug war von Zürich nach Paris und von da nach Nairobi. Das schönste am Flug war den Eifelturm aus dem Flugzeug heraus zu sehen. Allgemein war der Flug sehr angenehm, pünktlich und hatte keine Turbulenzen.
Die Einreise verlief mit angenehmer Wartezeit problemlos. Wenn man das Visum bereits online bestellt hat geht am Schalter alles zügig. Ein Foto wird gemacht und die Fingerabdrücke erfasst und schon darf man durch die Visumkontrolle gehen.
In Nairobi am Flughafen angekommen war alles sehr gut beschriftet und man hat sich am Flughafen gut zurecht gefunden. Wenn man aus dem Flughafengebäude raus kommt, stehen viele Personen mit Zettel und Flyers. Ich habe einfach nach einem Zettel mit meinem Namen gesucht und schon habe ich den Fahrer gefunden.
Man spürt von Anfang an die Offenheit der Menschen. Ohne Nähe- und Distanzgefühl wird man von allen mit offenen Armen empfangen.
Da ich ein sehr offener Mensch bin hatte ich keine Probleme damit und konnte die Menschen auch mit offenen Armen entgegen nehmen.
Bei Alice zu Hause fühlte ich mich wie in einer Villa Kunterbunt. Das ganze Haus, auch die Aussenwände, sind so verschieden farbig gestrichen, dass es mich an die Villa Kunterbunt erinnerte. Ich freute mich auch sehr über das fliessende Wasser und genoss meine warm-Wasser Dusche. Meine Villa Kunterbunt hatte genügend Platz für alle Volonteers und man konnte sich über Gesellschaft freuen, aber sich auch im gemeinsamen grossem Zimmer zurückziehen.
Ich war zuerst in einer anderen Gastfamilie, wo ich kein fliessend Wasser, keine Dusche, kein warmes Wasser und keine funktionierende Toilettenspülung hatte. Diese ganzen Umstände waren interessant zum erleben, ich lebte die ersten drei Tage wirklich in der Armut und bemerkte den Luxus wo wir in der Schweiz als Selbstverständlich sehen. Trotz der interessanten Lebensweise konnte ich mir nicht vorstellen 3 Wochen da zu leben. Ein kurzer Anruf in die Schweiz zu supernurse, konnte das Problem sofort behoben werden und ich konnte in eine andere Gastfamilie. Da hatte ich dann fliessend warmes Wasser und eine funktionierende Toilette! Jedoch gefiel es mir nicht, wie sie mit den Essensresten umgegangen sind. In der Schweiz schätze ich unsere Nahrungsmittel sehr. Teilweise kam es mir in der Gastfamilie so vor, dass die Nahrungsmittel zu wenig geschätzt werden. Sobald man mit dem Essen fertig war, verräumte man einfach alles auf die Küchenablage und die Essensreste wurden nicht im vorhandenen Kühlschrank gelagert sondern einfach auf der Küchenablage belassen und nicht vor den Mücken und Fliegen geschützt. Stunden später bemerkte man dann, dass das Essen nicht mehr gut ist und man hat es weggeworfen.
Von beiden Gastfamilien wurde ich sehr herzlich empfangen. Ich fühlte mich dabei direkt angekommen und vor allem willkommen. Da ich mehrheitlich bei Alice in der Gastfamilie war, beschreibe ich auch nur ihre Familie genauer. Alice lebt zusammen mit ihren 2 Söhnen (William und Steven) zusammen. William ist mehrheitlich für die Koordination der Volonteers zuständig und Steven kocht sehr viel. Alice lehnt dabei zurück und erzählt Geschichten aus ihrer Vergangenheit und ihrer Erfahrung mit den Volunteers. Die Familie macht dies bereits seit Jahren und dies ist auch deutlich spürbar.
Wegen mehreren Umständen hatte ich die Möglichkeit in drei verschiedene Spitäler Einblick zu erhalten. Dies machte es sehr interessant.
Alle Spitäler waren voll und ganz im Rahmen von Kenya ausgestattet und funktionierten auf ihre eigene Art. Es ist kein Vergleich zu der Schweiz, aber für sie stimmte es.
Ich war überrascht, wie viele Geräte und Materialien doch vorhanden waren. Die Geräte waren jedoch sehr veraltet und wären in der Schweiz nicht mehr brauchbar, für Kenya reichte es jedoch. Was mich überraschte war, dass sie einen Stauschlauch gehabt hätten, dieser jedoch nur vom Laborpersonal benutzt wird und nicht von den Pflegepersonen. Diese benutzen als Stauschlauch einen Gummihandschuh. Auch bei den Infusionen wird mit dem Material gespart; Kurzinfusionen werden nur mit 10ml NaCl aufgelöst und in 5 Sekunden verabreicht und bei längeren Infusionen wird der gleiche Infusionsschlauch für mehrere verschiedene Infusionen gebraucht. Wie auch für das abstöpseln vom PVK wird immer wieder der gleiche Verschlusskonus gebraucht. Oder es wird nochmals mit der gleichen Nadel gestochen, wenn man die Vene nicht traf. Auch ist es normal, dass sie keine Lagekontrolle vom PVK machen oder keine Spülung zwischen der i.v. Medikation vornehmen.
Das Team an und für sich in jedem der drei Spitäler war sehr routiniert und konnte jede Aufgabe in ihrem Rahmen lösen. Ich staunte, dass es keine Fachbereiche gab sondern jede Pflegeperson machte einfach alles. Einmal ist man im Notfall eingeteilt, am nächsten Tag leitet man eine Geburt, dann ist man auf der Bettenabteilung und dann einen Tag im Operationssaal. Sie machen einfach alles!
Das Highlight in meiner Freizeit waren mit grossem Abstand die anderen Volunteers. Ich hatte so eine tolle und lustige Gruppe. Wir waren alle von verschiedenen Ländern und tauschten uns aus. Da ich eine sehr offene Volonteer Gruppe hatte, haben wir auch kurzfristig Ausflüge zusammen geplant und unternommen.
Bereits am ersten Tag ging es für mich mit einem Guide von der Partnerorganisation zur Stadttour nach Nairobi. Reizüberflutung und den lauten lokalen Partybus inklusive. Ruhe fand ich dann auf der Aussichtsplattform auf dem Turm, wobei man die ganze Stadt von oben sieht. Aber auf jeden Fall sollte man eine Safari machen. Auf ging es 3 Tage in den Nationalpark, wobei man die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung bestanden kann. Das Highlight war der Kampf zwischen Büffel und Löwen und die Löwen haben einen Meter von uns entfernt ihre Beute gefressen.
Wie bereits oben erwähnt gibt es lokale Buse, entweder mit lauter Musik und LED oder einen ruhigen lokalen Bus. Jedoch weiss man als "Aussenstehende" nie wann diese fahren und wohin sie fahren. Deshalb empfehle ich diese nur in Begleitung zu benutzen. Ansonsten kann man sich günstig einen Uber bestellen. Ich fuhr viel mit einem Uber, da das erste Spital 45 Fahrminuten von meiner Gastfamilie entfernt war. Ich fühlte mich immer sicher im Uber und die Fahrer sind nicht aufdringlich.
Internet hat man überall zur Verfügung und gute Verbindung. Die meisten Restaurant und bei Alice zu Hause gibt es ein WLAN. Für unterwegs habe ich mir eine SIM-Karte bei Safaricom im Shop gekauft. Die Registrierung wird vor Ort gemacht durch die Mitarbeitenden im Shop. Man muss nur aufpassen, da sie noch keine e-SIM haben. Ich hatte das Glück, dass meine SIM aus der Schweiz eine e-SIM ist. Ansonsten muss man die SIM aus der Schweiz aus dem Handy nehmen.
Die beste Bar war für mich zu Hause - da bei Alice in der Nähe ein grosser Supermarkt ist sind wir häufig im Supermarkt einkaufen gegangen und am Abend zu Hause gemütlich zusammen ein Bier getrunken. Am letzen Abend gingen wir noch mit William in eine wirklich grosse Bar und sogar in einen Club mitten in Nairobi. Da hatte ich auch das erste Mal das Gefühl, dass ich nicht als "weisse Frau" angeschaut werde. Feiern können sie auf jeden Fall!
Da ich im Mai in Kenya war, hatte ich keine heissen Tage. Es war Regensaison. Deshalb hatte ich automatisch immer eine Abkühlung. Jedoch ging ich noch mit einem kurzen Flug nach Mombasa an den Beach. Mit baden war aber auch da nichts, da es viel regnete und windete. Wer nach Mombasa geht, sollte auf jeden Fall ein Hotel mit Pool buchen. Am Meer/Beach ist es nicht so angenehm zu baden, da es viele Algen und Ebbe+Flut hat. Auch Taucher kämen theoretisch in Mombasa auf ihre Kosten.
In der Regel habe ich zu Hause bei Alice gegessen. Jeden Abend wurde für uns gekocht, jedoch vielfach das selbe. Deshalb gingen wir zwischendurch ins Java Cafe (ca 7 Minuten mit dem Uber) und haben da gemütlich etwas getrunken und gegessen. Das Restaurant ist sehr hygienisch und die Speisen sehr gut. Als Snack holte ich mir häufig für 5 Rappen an der Strassenecke vor dem Haus bei Alice ein Samosa. Sehr zu empfehlen!
Als Supernurse habe ich wirklich eine tolle Erfahrung gemacht in den verschiedenen Spitälern. Der Austausch mit dem Personal war sehr gut. Sie können es sich zwar nicht vorstellen, wie es ist in der Schweiz in einem Spital zu arbeiten, aber mit Fotos, Videos und Erklärungen konnte ich ihnen einen kleinen Einblick verschaffen. Ich habe sie unterstützt wo ich konnte und habe ihnen auch einige Tipps und Tricks mitgegeben. Es war für mich auch sehr schön, wieder mal mit Neugeborenen arbeiten zu dürfen.
Ich werde die Zeit in Kenya nie mehr in meinem Leben vergessen! Es war so eine tolle Erfahrung und ich würde es jedem empfehlen wo das tatsächliche Leben in Kenya erleben möchte! Besser als in so einem Projekt geht es nicht.
Mein Rucksack ist vollgepackt mit super Erfahrungen! Meine Gastfamilie habe ich in mein Herz geschlossen und bleibe weiterhin mit ihnen in Kontakt. Natürlich dürfen auch typische Souvenirs im Rucksack nicht fehlen. Armbänder, Tücher, Bilder, Figuren und sogar ein Schachbrett werden mich von nun an zu Hause an meine tolle Zeit in Kenya erinnern.
Ich hätte mir mehr Action, Chaos, Durcheinander und mehr Arbeit vorgestellt. Die Spitäler waren jedoch nie in einem Ausnahmezustand und in ihrer Struktur gut strukturiert. Leider erlebte ich keine richtigen Notfallsituationen, obwohl ich die meiste Zeit auf dem Notfall tätig war.
Das positivste war für mich sicherlich meine grossartige Gastfamilie. Wenn ich Ausflüge planen wollte oder sogar eine Spendeaktion durchführen wollte, wurde mir tatkräftig von der ganzen Gastfamilie geholfen. Dies schätze ich wirklich sehr. Sie hatten auch immer ein sehr offenes Ohr und ich genoss die Gespräche am Abend sehr. Und am meisten Spass hatte ich mit den anderen Volonteers und bin sehr dankbar dafür, dass ich eine so lustige Gruppe um mich hatte.
Ich war erschrocken über die Arbeitsmoral in Kenya. Die meiste Zeit waren die Mitarbeitenden am Handy oder führten private Gespräche vor den Patienten. Die Arbeit wurde so nebensächlich und nicht korrekt gemacht. Empathie gegenüber den Patienten empfand ich nicht. Auch erwartete ich in einem Spital eine gewisse Professionalität, jedoch wurde ich auch im Spital häufig nach Geld gefragt und sogar Heiratsanträge erhielt ich, auch von Ärzten. Das Gefühl von Nähe und Distanz kannten sie nicht.